Geboren mit Sand in den Augen
Dayak, Mano
Unionsverlag TB, Zürich, 1998
8,90 €
Tage, Monate oder Jahre spielen keine Rolle, wichtiger ist für das Nomadenvolk der Tuareg die Stunde der Geburt, denn nur die Stunden des Tages zählen. Noch dazu haben die Tuaregs eine Aversion gegen das Zählen. “Zählen ist sparen, betrügen, werten, beurteilen. Zählen bedeutet, das Falsche aufzuwerten.”
Auf sehr poetische Weise erzählt Mano Dayak, der spätere Führer der Tuareg-Rebellen, von seiner Kindheit in der Wüste und den Gepflogenheiten der Nomaden.
Der Vater bringt ihm schon als kleiner Junge bei, wie er als guter Karawanenführer jederzeit seinen Weg in der Wüste findet. Das alles endet für Mano abrupt im Alter von neun Jahren, als er gegen seinen Wunsch und den seiner Eltern von der französischen Regierung gezwungen wird, eine Schule zu besuchen. Auch wenn er am Anfang zusammen mit seinen Mitschülern dem Lehrer immer wieder ein Schnippchen schlägt und nach Hause flüchtet, wird Mano ein guter Schüler und erhält eine exzellente Ausbildung, die er später durch ein Studium in den USA und in Paris abrundet.
Er kehrt wieder in seine Heimat zurück, denn er hat vor, mit seinem Wissen seinem Volk zu helfen, das durch Hunger und Trockenheit bedroht ist und von der Regierung des Niger rigoros bekämpft wird. “Der angebliche Wunsch, die Nomaden zu unterrichten, sie zu bilden, ist nichts als Bluff. Diese Scheinunterweisung der Nomaden dient nur dazu, der Welt weiszumachen, die Republik Niger kümmere sich um die Tuareg. Ich habe den Eindruck, man will unsere Unwissenheit nur vergrößern, indem man uns von unseren Wurzeln abtrennt und uns zu einem Volk macht, das zwischen zwei Welten umherirrt.”
Mit der spannend zu lesenden Autobiographie vermittelt Mano Dayak ein wenig von seiner eigenen Faszination “vom Königreich des Sandes”.